Leben in den Zeiten des Corona (13)
Freunde der Heraldik,
heute war mein Telefontag. Also der Tag in der Woche an dem ich statt diverse unheimlich wichtige Sachen, von denen nicht selten die Zukunft oder gar das Überleben der gesamten Menschheit abhängt, zu tun, diverse unheimlich wichtige Telefonate, von denen nicht selten die Zukunft oder gar das Überleben der gesamten Menschheit abhängt, führe. Diesmal standen zwei nur zwei Anrufe auf dem Plan und beide Telefonate verliefen nicht gerade zu meiner Zufriedenheit. Zuerst kontaktierte ich die Firma „Schwörer Haus“, ein Betrieb der, und das ist jetzt nicht meine persönliche Meinung sondern eine ganz objektive Formulierung, ein Betrieb also der kackenhässliche Fertighäuser in die Gegend scheißt, wenn man ihn denn lässt. Der Grund meines Anrufes beim Fertighausproduzenten war ein Vorschlag und zwar, ob sie ihre Firma nicht in Verschwörer Haus umbenennen wollen um sich einen neuen Markt, Stichwort Hygienedemos, eine neue Zielgruppe zu erschließen. Wollten sie nicht. Nicht mal, als ich Ihnen entgegenkam und meine Honorarvorstellung für diesen genialen Coup um eine halbe Million senkte. Richtige Opfa diese Firma, wird es nicht mehr lange geben, sie geht nicht mit der Zeit, sie geht mit der Zeit. Schverschwörealta! Nach diesem enttäuschenden Telefonat rief ich bei den Organisatoren des Deutschen Nachbarschaftspreises an und herauskam: Ich werde den Deutschen Nachbarschaftspreis 2020 nicht bekommen. Weil ich ja gar nichts FÜR meine Nachbarn getan hätte. Dabei stimmt das gar nicht. Ich habe nämlich sehr viel für meine Nachbarn getan indem ich während dieser ganzen Coronaausgangsbeschränkungenkontaktsperrenschulundkitaschließungenundsoweiter nichts GEGEN sie getan habe. Sagt man das so? Etwas gegen jemanden tun? Wie dem auch sei, am Ende bekommt den Preis wieder so ein Samaritertyp, hier Mutter Theresa oder Vater Theresius, die ohnehin voll auf dem Helfertrip sind, für die is das doch normal anderen zu helfen, ich dagegen als Misanthrop, habe wochenlang keinen meiner Nachbarn, während die hier alle mit ihren Gören, von früh bis spät auf dem 13. Hinterhof unserer Mietskaserne, keinen meiner Nachbarn habe ich während dieser Zeit um die Ecke gebracht, nicht mal die Hand habe ich erhoben. Nicht mal die Stimme. Aber nein, das bedeutet ja nicht, ich hätte etwas FÜR die Nachbarschaft getan. Ey ich habe der Nachbarschaft das Leben geschenkt. Schverschwörealta!
Nachdem der Arbeitstag kürzer und unbefriedigender als erwartet ausfiel, habe ich mir noch etwas Kultur gegönnt. In Berlin-Marzahn residiert zur Zeit die BDSM-Wanderausstellung Gerten der Welt. Historische sowie ultramoderne Ausstellungsstücke, aus allen vorstellbaren Materialien, erfreuen das Auge des Betrachters, während man sich von einem Audioguide lustvolle Schmerzensschreie ins Ohr brüllen lassen kann. Abgerundet wird die kleine aber feine Ausstellung von verschiedenen interaktiven Bereichen, wie zum Beispiel einem digitalen Memory, bei dem man Bilder von Gerten Bildern mit den von ihnen verursachten Striemen zuordnen muss, oder mein persönliches Highlight: Am Ende des Ausstellungsrundgangs erwartet den Besucher ein abgedunkelter Raum, den der Besucher erst verlassen darf, wenn er errät, aus welchem Land die Gerte stammt, mit der er gerade von einem Mitarbeiter der Ausstellung malträtiert wird. Mein Fazit: Gerten der Welt haut voll rein! Geht da ruhig mal hin.