KURZGESCHICHTEN, KRITZELEIEN & KARTOONS

Leben in den Zeiten des Corona (4)

Freunde der Isolation,
gestern wurde doch tatsächlich behauptet, dass das was ich hier zur Zeit ins Internet reinschreibe sehr darmlastig sei. Dabei liegt das doch in der Natur der Sache oder in der Anatomie des Menschen: Kurz vor dem Ende ist es immer darmlastig. Aber anderes Thema: Kriminalität. Und damit meine ich ausnahmsweise mal nicht das Hamstern von Klopapier. Ich meine die kriminelle Kriminalität, also die, die in Kriminalstatistiken erfasst wird (dazu gehört das Hamstern von Klopapier und diverser Lebensmittel aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen anscheinend nicht). Und diese Kriminalität verlagert sich zusehends ins World Weird Web. Cyberkriminalität. Hackerangriffe zum Beispiel auf Lieferando (da wollte ich mir letztens was bestellen) oder auf die Investitionsbank Berlin (da wollte ich mir was anderes bestellen). Die Gründe für diese Verlagerung sind vielfältig. Einerseits sind Kriminelle ja auch nur Verbrecher wie du und ich, viele von Ihnen machen zur Zeit Home Office. Andererseits haben es Kriminelle, zum Beispiel Einbrecher, im Moment besonders schwer: Viele Wohnungen und Einfamilienhäuser sind auch tagsüber nahezu ständig bewohnt (Home-Office, Home-Schooling, Home-Drinking, Home-Clubbing, Quarantäne), kaum jemand fährt zur Zeit in den Urlaub und selbst wenn der geneigte Einbrecher ein kurzzeitig unbesetztes Objekt zum Entleeren gefunden hat, kann er den Bruch wegen der Kontaktsperre ja nur mit maximal einem Kollegen durchziehen und sollte es sich dann um ein prall gefülltes Haus oder eine ebensolche Wohnung handeln, dann bekommt man in der kurzen Zeitspanne (kurzer Spaziergang oder Einkauf des oder der Haus oder Wohnung bewohnenden Home-Officers) zu zweit doch kaum die Bude ausgeräumt (und dann am besten noch mit 1,5 Meter Abstand eine schwere Mingh-Vase oder eine Truhe voller Fabergé-Eier durchs Treppenhaus oder die Freitreppe hinunter bugsieren). Und seien wir mal ehrlich: Die Unzufriedenheit ob eines unvollendeten Jobs, die setzt sich doch im Hirn fest wie Hämorrhoiden am After. Dann doch lieber aus dem Home-Office in ein paar Internetseiten einbrechen und darauf hoffen, dass der Webseitenbetreiber ein paar Bitcoin in seinem digitalen Safe (heißt das dann Websafe oder Cloudsafe?) gebunkert hat. (Hey, ich bin neu im Internet, so stelle ich mir das eben vor!) Und bevor ich hier gleich im Home-Office das Licht ausknipse, was haltet ihr davon, wenn wir in Zukunft statt Home-Office Heimbüro, statt Home-Schooling Heimbeschulung und statt Quarantäne Carsharing sagen?

31. März 2020
Leben in den Zeiten des Corona (4)

Leben in den Zeiten des Corona (3)

Freunde der gepflegten Verschwörungstheorie,
falls ihr euch fragt: Ja, ich bin noch immer im Besitz von genügend Toilettenpapier für die nächsten Jahre Wochen. Ich hoffe, ihr sitzt auch nicht auf dem Trockenen bzw. Feuchten (kein fester Stuhlgang + kein Klopapier). Anderes Thema, also eines von welchem man in diesen Tagen kaum hört: Corona. Ich bin da nämlich einer Sache auf der Spur. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Musiker Musikproduzent Mark ’Oh hinter oder zumindest in der ganzen Corona-Nummer mit drin steckt. Mark ’Oh, bürgerlich Marco Rona Marko Albrecht wurde in einem Ort namens Dorsten (vgl. Dorsten u. Drosten) geboren. Schon im Jahre 1995 veröffentlichte Mark ’Oh die Single „Droste hörst du mich“ (vgl. Droste u. Drosten). Zu dieser Zeit studierte Christian Drosten, bekannt aus dem Erfolgspodcast „Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten“ in Frankfurt am Main. Wie Drosten selbst in einem Interview zugab, gibt es Coronaviren nicht erst seit gestern (vielleicht ja schon seit 1995!?). Am 8. Juli 1995 trat Mark ’Oh bei der Loveparade in Berlin auf (und spielte unter anderem „Droste(n) hörst du mich“), während Christian Drosten in einem geheimen Labor in der Nähe von Frankfurt tüftelte (so jedenfalls berichtete es eine Kommilitonin Drostens namens Meike Linde) und die beiden waren für einen kurzen Moment exakt 666 km voneinander entfernt. Weiter weiß ich jetzt auch erstmal nicht, aber ich denke, dass reicht für den Anfang um ein wenig zu zweifeln, vielleicht sogar kultiviert auszuflippen.
Ein guter Song zum Ausflippen ist übrigens „Droste hörst du mich“ von einem gewissen Mark ’Oh.
Und falls euch gerade weder nach zweifeln noch nach ausflippen ist: Unbedingt mal Online-Armdrücken auschecken! Kann ich wärmstens empfehlen!

30. März 2020
Leben in den Zeiten des Corona (3)

Leben in den Zeiten des Corona (2)

Freunde des gepflegten Stuhlgangs,
letztens habe ich, also quasi, im Lotto gewonnen. (Wollte damit eigentlich nicht so rumprahlen, wegen Angst vor Überfälle und auch weil Prahlerei nicht fetzt, aber was soll’s, jetzt muss es doch mal raus (so wie Stuhlgang) und ich hab ja sonst nichts. Also bis auf dis was jetzt kommt:) Ich habe nämlich, schon im siebenten Geschäft in Prenzlauer Berg welches ich aufsuchte, Toilettenpapier käuflich erwerben können. Eines der letzten vier dort vorrätigen Pakete kann ich nun bis auf Weiteres mein Eigen nennen. Ich muss sagen, ich fühle mich auch heute noch so wunderbar beschwingt. Weil Klopapier wird ja heutzutage in Gold aufgewogen (Klar ist eh nicht so schwer, also unbenutzt, hihi, aber immerhin. Schließlich hat sich der Umsatz der Produzenten von Toilettenpapier in den letzten Wochen um 700% erhöht). Für diejenigen von euch, die nicht ein solches Glück mit dem Erwerb von Toilettenpapier hatten und die mit Kohlrabiblättern als Ersatzprodukt nicht so recht zufrieden sind, möchte ich noch weitere Alternativen zum herkömmlichen Toilettenpapier vorstellen: Küchenrolle (sofern im örtlichen Geschäft vorrätig), Taschentücher (sofern im örtlichen Geschäft vorrätig), Windeln (sofern in eurer Größe im örtlichen Geschäft vorrätig) und jetzt kommt der Hit für Umweltbewusste: Toilettenpapier kann man auch wunderbar trocknen (mehrfach!) und wiederverwenden (Anfänger machen 2, Fortgeschrittene bis zu 10 Wiederholungen pro Blatt). Und Lars but not least: Auch Schal oder Halstuch können als Ersatzprodukt verwendet werden. Sowohl der oder das Eigene, als auch Schal oder Halstuch von Freunden, Familienangehörigen oder gar gänzlich Fremden (beim Abwickeln des Schals oder Halstuches von der Kehle des Gegenübers aber bitte auf die Einhaltung des Mindesabstandes achten!) können mehrfach benutzt (Schals haben ja eine größere Oberfläche als zwei drei Blatt Klopapier) und sogar gewaschen werden. Falls euch noch weitere Toilettenpapierersatzprodukte einfallen, so schreibet mir! So long, Meikel.

29. März 2020
Leben in den Zeiten des Corona (2)

Leben in den Zeiten des Corona (1)

Fast zwei Wochen habe ich abgeschnitten von der Außenwelt, ohne Telefon und Internet, im Keller verbracht, und zwar nicht wegen des Krokusnussvirus (Haben meine Tochter und ich uns drauf geeinigt, dis so zu nennen, weil Krokusnussvirus, dis macht einem nich so ne Angst wie Corona), nee weil ich versuche mit dem Rauchen aufzuhören und sicherheitshalber trinke ich auch keinen Alkohol und keinen Kaffee und da wollte ich nicht so viel in Gesellschaft, weil dis dann schwerer ist, wegen der anderen Raucher und Säufer und Kaffeetrinker, die mich ja verleiten wollen und ich lasse mich ja auch so gern verleiten, jedenfalls was muss ich jetzt feststellen? Die Kneipen sind dicht, Konzerte und Parties verboten, da hätte ich ja gar nicht so lange Kinderkaffee trinkend und Möhrchen knabbernd im Keller hocken müssen, jetzt wo nahezu alle Grenzen dicht sind, weil klar was hält so einen Virus auf jeden Fall auf, wenn nicht, die Grenzen dicht zu machen? Veranstaltungen und Versammlungen verbieten, Mindestabstand, Quarantäne kann man machen, aber Grenzen dicht, muss man machen. Jedenfalls bin ich gestern aus dem Keller gekrochen weil, ja weil nämlich, also ich hatte mir da unten so ein behelfsmäßiges Plumpsklo mit einem Presslufthammer schön in den Kellerboden, und das hat eigentlich auch ganz gut – aber gestern war dann das Toilettenpapier alle und da musste ich dann eben raus aus dem Keller und hoch in die Wohnung, doch auch dort gab es keins und so bin ich dann, allerdings auch ohne Erfolg, jedenfalls bezüglich des klassischen Toilettenpapiers, aber dafür habe ich einen wesentlich ressourcenschonenderen und kostengünstigeren Ersatz im Supermarkt gefunden. Und zwar Kohlrabiblätter. Man kann entweder Kohlrabi mit Blättern dran kaufen, den Kohlrabi essen und dann später die verdauten Reste des Kohlrabis mit den Blättern des Kohlrabis von seinem Hintern schaben, oder wenn man Kohlrabi jetzt nicht so gerne isst, einfach nur die Blätter abreißen (lassen einen die meisten Supermärkte kostenlos mitnehmen!) oder wenn man richtig Glück hat, haben andere Kunden schon die Blätter – und die dann in einen Eimer neben dem Kohlrabi oder in die Kiste mit dem Kohlrabi oder einfach auf den Boden, na jedenfalls Kohlrabiblätter kann ich nur empfehlen zum Arsch abwischen. Müsste ich allerdings gar nicht, wenn nicht haufenweise asoziale Arschlöcher, die von einigen Psychologen, wie ich las und hörte, ja auch total Verstanden werden mit ihrer aus Hilflosigkeit entstandenen Übersprungshandlung (Hamstern: die Grenzschließung des kleinen Mannes), anscheinend so dermaßen viel Klopapier gehortet haben, dass sie bis an ihr Lebensende mit Durchfall auf dem Lokus hängen könnten und das von Ihnen erworbene Klopapier wäre noch immer nicht aufgebraucht. Ich finde ja, was uns in diesen Zeiten, abgesehen vom Mindestabstand, unheimlich weiterhelfen würde, wäre ein Mindestanstand. Aber mich fragt ja keiner.

22. März 2020
Leben in den Zeiten des Corona (1)